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Der Kensington-Stein

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Der Kensington-Stein
Copyright: George T. Flom via Wikimedia Commons

Olof Ohman, ein 44 jähriger amerikanischer Farmer mit schwedischer Abstammung, entdeckte im Jahre 1898 einen 202 Pfund schweren Stein unter den Wurzeln eines Baumes auf seinem Gut. Zusammen mit seinem Sohn untersuchte er die zweieinhalb Fuß hohe, 15 Inches breite und drei bis sechs Inches tiefe Steinplatte. Dabei bemerkten sie eigenartige Inschriften, die nicht zu entziffern waren. Auch für ihren, aus Norwegen stammenden Nachbarn waren die Schriftzeichen ein Rätsel. Ohman deponierte den Stein in einer Bank in der nahegelegenen Stadt Kensington und machte in einer Zeitung auf seinen Fund aufmerksam. Im Frühjahr 1899 wurden die Runen von dem Sprachwissenschafter Professor Breda, ein Wissenschaftler von der University of Minnesota, entziffert:

"8 goter ok 22 norrmen po opdagelsefard fro vinland vest vi hade lager ved 2 skjar en dags rise norr fro deno sten vi var ok fiske en dagh aptir vi kom hem fan 10 man rode af blod og ded AVM fraelse af illy har 10 mans ve havet at se aptir vore skip 14 dagh rise from deno oh ahr 1362"

Deutsche Übersetzung:

"8 Schweden und 22 Norweger auf Entdeckungsfahrt von Vinland nach Westen. Wir lagerten bei (einem See mit) zwei Inseln, eine Tagesreise nördlich von diesem Stein. Wir fischten einen Tag. Als wir zurückkamen, fanden wir 10 Männer rot von Blut und tot. A(ve) V(Virgo) M (Maria) erlöse uns von dem Übel. Haben 10 Mann am Meer, um über unserer Schiffe zu wachen, 14 Tage von dieser Insel. Jahr 1362."

Prof. Breda und weitere Sprachwissenschaftler aus Skandinavien und Amerika erklärten die Inschrift für eine Fälschung, wodurch der Stein nur auf wenig Aufmerksamkeit stieß und nahezu in Vergessenheit geriet. Ohman benutzte ihn daher in den folgenden Jahren als Türstufe auf seiner Farm.

Erst im Jahre 1907 wurde der Stein von Hjalmar Rued Holand eher zufällig wiederentdeckt. Holand versuchte nun, die Authentizität des Steines zu beweisen. Er vermutete, dass die Expedition des Schweden Paul Knudson bis zum Fundort des Kensington-Steines in Minnesota vorgestoßen war. Im Jahre 1354 wurde Knudson von Magnus Eriksson, dem damaligen König über Norwegen und Schweden, beauftragt, das Christentum zu verbreiten und dabei auch etwas über den Verbleib der Grönland-Wikinger zu erfahren. Knudsson stieß in Grönland aber nur auf verlassene Höfe - keine Siedler waren in Sicht. Nach Holands Vermutungen setzte der Seefahrer die Mission, bzw. Expedition in Richtung Westen fort. Er segelte über die Hudson Bay in den See Lake Winnipeg und dann den Fluss “Red River” hinauf. Knudson selber kehrte nie nach Norwegen oder Schweden zurück. Es heißt aber, dass sieben seiner Männer - darunter auch der Navigator Nicolas Lynn - nach Europa zurückkamen.

Der Kensington-Stein ist heute im Museum von Alexandria in Minnesota ausgestellt. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch ergeben, dass es sich bei dem Kensington Stein um eine Fälschung handelt. Das Gerücht von der Echtheit des Runensteins von Kensington blieb jedoch lange bestehen.



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