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Eine Fahrt zu den wichtigsten Attraktionen der Westfjorde

von Michael Feldmann

Homepage: www.eldey.de

Wenn wir als Mitteleuropäer an Island denken, erinnern wir uns oft an das gleichnamige Tiefdruckgebiet, von dem häufig in unserer Wettervorhersage die Papageitaucher die Rede ist. Andererseits denken wir an mächtige Gletscher, aktive Vulkane und natürlich an die weltbekannten Geysire. Island liegt genau auf dem Mittelatlantischen Rücken, an dem die Kontinentalplatten von Eurasien und Nordamerika auseinander driften. Die Insel ist also dementsprechend vulkanisch aktiv. Aufgrund dieser so genannten Kontinentaldrift in Ost-West-Richtung sind die Landesteile im Osten und (Nord-) Westen geologisch am ältesten. Insbesondere auf der Nordwest-Halbinsel, die sich wie eine gespreizte Hand in den Ozean erstreckt, finden wir die ältesten Gesteine Islands. Hier gibt es zwar nicht (mehr) die spektakulären Naturphänomene wie heiße Quellen und Geysire, jedoch ist diese Gegend deshalb nicht weniger interessant. Und genau auf diese Halbinsel, die Westfjorde, wollen wir uns nun begeben.

Von Reykjavik aus fahren wir direkt auf der gut ausgebauten Ringstraße nach Norden. Von Stykkishólmur aus besteht die Möglichkeit, mit der Fähre über den Breiðafjörður (breiter Fjord) zu der Halbinsel überzusetzen. Dort angekommen folgen wir einer gut ausgebauten Schotterpiste in Richtung Westen. Unser Ziel für diesen Tag ist Látrabjarg, die westlichste Spitze Europas. Die bis zu 450 Meter hohe Steilküste ist bekannt für die zahlreichen Seevögel, die hier nisten. Insbesondere der possierliche Papageientaucher ist in dieser Ecke Islands extrem zutraulich. Er ist ein geduldiger Darsteller für jeden Fotografen. In der Umgebung von Látrabjarg verbringen wir unsere erste Nacht in den Westfjorden, z.B. in einem Gästehaus in der nahe gelegenen Ortschaft Patreksfjörður. Am nächsten Tag führt uns unsere Fahrt weiter entlang tief eingeschnittener Fjorde in Richtung Norden. Vorbei an malerischen Fischerdörfern gelangen wir zum Wasserfall Dynjandi. Hier stürzen eine Reihe von Wasserfällen über mehrere Kaskaden in die Tiefe. Der größte Wasserfall ist der Bergwasserfall Fjallfoss mit einer Höhe von rund 100 Metern. Wenige Kilometer weiter befindet sich der Pfarrhof Hrafnseyri, auf dem Jón Sirgurðsson, der Begründer der isländischen Unabhängigkeitsbewegung, im 19. Jahrhundert geboren wurde.

Papageitaucher

Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Norden fort. Dabei passieren wir u.a. den rund 300 Meter hohen Aussichtsberg Sandafell, von wo aus man bei gutem Wetter einen überwältigenden Blick auf die Ísafjörður Fjordlandschaft der Umgebung hat. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir Ísafjörður, die mit 3.000 Einwohnern größte Stadt der Westfjorde. Diese Hauptstadt der Halbinsel ist von bis zu 700 Meter hohen Steilwänden eines Fjords umgeben. Von hier aus lassen sich viele Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen, beispielsweise in das menschenleere Gebiet von Hornbjarg, dem nördlichsten Teil der Westfjorde. Dieser Landstrich eignet sich ideal für ausgedehnte Wanderungen in der arktischen Wildnis. Wanderwege und Unterkunftsmöglichkeiten sucht man hier vergeblich. Hornbjarg ist eine Gegend, in der allenfalls nur noch der Polarfuchs Gute Nacht sagt.

Die Strecke von Ísafjörður nach Holmavík beträgt Luftlinie lediglich 80 Kilometer. Aufgrund der vielen Fjorde hat man jedoch eine Fahrt von rund 200 Kilometern zu bewältigen. Ortschaften findet man hier keine. Südlich des Ortes Holmavík treffen wir am Strand immer wieder auf Treibholz, das von Sibirien über das Nordmeer bis zu Islands Küsten getrieben wird ein wertvolles Gut im fast waldlosen Island. An dieser Stelle verlassen wir wieder die Halbinsel der Westfjorde und fahren auf der gut ausgebauten Ringstraße zurück nach Reykjavik.

Reiseinfos:

Die Schotterpisten der Westfjorde lassen sich im Sommer problemlos mit einem normalen PKW befahren. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, kann die Nordwest-Halbinsel auch mit dem Linienbus erkunden, der allerdings im Vergleich zu anderen Strecken in Island nur wenige verkehrt. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es in so gutwie allen Ortschaften. Das Zelten ist in Island auch außerhalb von Campingplätzen erlaubt mit Ausnahme von Nationalparks und Schutzgebieten. Informationen zu Ausflügen und Unternehmungen bezieht man vor Ort am besten beim Icelandic Tourist Board in Reykjavik oder bei der Touristeninformation in Ísafjörður.



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