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Die Wikinger auf Island

Entdeckung und Besiedlung

Thingvellir
Thingvellir
Ort des mittelalterlichen Althingi

Als erster nordischer Entdecker Islands gilt bis heute der norwegische Wikinger Naddoddur, der in der Mitte des neunten Jahrhunderts eher zufällig bei einer Fahrt zu den Färöer vom Kurs abkam und in nordwestliche Richtung segelte. Naddoddur erreichte ein ihm völlig unbekanntes Land, das er eine Zeitlang den Südosten Islands erkundete und anschließend wieder in See stach.

Als zweiter nordischer Besucher Islands gilt der Schwede Gardar Svarsson, der als erster Island umsegelte und damit berichten konnte, dass es sich um eine Insel handelt. Der norwegische Wikinger Flóki Vilgerdarson gilt als der dritte Besucher Islands mit nordischer Abstammung. Er zog mit seiner gesamten Familie los, um ie Insel im Nordatlantik zu besiedeln. In einem Fjord im Nordwesten ließ er sich nieder und gründete einen Hof. Doch im darauf folgenden Winter verhungerten viele seiner mitgebrachten Nutztiere. Als Flóki im Frühjahr einen Berg nahe seines Hofes erklomm sah er von dort einen Fjord, der vollständig von Packeis überzogenen war. Daraufhin nannte er die Insel im Nordatlantik Ísland (Eisland). Flóki segelte mit seinen Leuten wieder nach Norwegen zurück.

Wikingerfest
Wikingerfest in Hafnarfjörður

Als der norwegische Wikinger Ingólfur Arnason von einem Land im Westen über dem Meer hörte, beschloss er seine zu jener Zeit weniger friedliche Heimat zu verlassen und auf Island zu siedeln. Bei der Überfahrt hatte er bereits Holz geladen, um in dem neuen Land einen Hof errichten zu können. In der ersten Zeit siedelte Ingólfur im Südosten der Insel. Später errichtete er seinen Hof im Südwesten Islands und gab der Bucht, in der er siedelte den Namen Rauchbuch - Reykjavík. Mit dem Jahr 874 und der Besiedlung Islands durch Ingólfur Arnason begann die Zeit der Landnahme, die heute definiert wird als die Zeit vom Anfang der Besiedlung bis zur Gründung des Althing, einem legislativen Organ und Schwurgericht Islands, im Jahre 930. Immer mehr Wikinger siedelten von Skandinavien über, wurden in Island sässig und gründeten ein Volk aus Bauern, Handwerkern und Künstlern.

Das Leben der Wikinger auf Island

Die isländische Landschaft mit ihren elementaren Naturkräften ist in zahlreichen Dichtungen der Wikinger überall gegenwärtig. Auch die Tiere der Insel sind mit dem Überlebenskampf der Menschen in der rauen Natur auf das Engste verbunden. Als ein Teil der Schöpfung fanden sie in vielen Kunstwerken der Wikinger in zahlreichen Formen und Variationen Gestaltung.

Wikingerfest
Wikingerfest in Hafnarfjörður

Das Leben der Wikinger ist ohne Schiffe und die Sehnsucht zum Meer heute kaum vorstellbar. Doch auch die Pferde spielten in ihrem Alltag eine gewichtige Rolle. Sie waren ein Symbol der Freiheit, denn ohne die geduldigen und robusten Vierbeiner wäre die Besiedlung und das Reisen auf der Insel kaum möglich gewesen. Sie gelten als relativ anspruchslos und haben eine für Pferde ungewöhnliche Widerstandskraft entwickelt. Über Jahrhunderte boten sie dem Menschen die einzige Möglichkeit Lasten über größere Entfernungen über Lavafelder, durch Flüsse und über Gletscher zu transportieren. Sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten war das Islandpferd für den Wikinger ein unentbehrlicher Helfer. Sie gehörten zur Natur der Vulkaninsel, wie die vielen Berge, Seen und Flüsse und wurden von den Menschen ebenso geliebt, wie das wilde und weite Land. Die Islandpferde haben sich in ihrer Art bis zum heutigen Tag erhalten. Noch heute darf ein Tier, das die Insel ein Mal verlassen hat, nicht wieder in seine Heimat zurückkehren. Auf diese Weise soll einerseits dem Einschleppen von Krankheiten vorgebeugt werden. Zudem wird dadurch vermieden, dass im Ausland trächtig gewordene Stuten das Genmaterial anderer Rassen auf die Insel gebracht wird.

So wie die Pferde und die ebenfalls aus der Wikingerzeit stammenden Schafe das Bild der isländischen Landschaft prägen, so tut dies auch das im Spätsommer aufblühende, weiße Wollgras. Diese Pflanzen kündigen den Herbst und den nahenden Winter an. Man fragt sich, wie es den frühen Siedlern Islands gelang, in der kurzen Sommer- und Herbstzeit ausreichend Vorräte für sich und das Vieh anzusammeln. Und wie konnten sie ohne nennenswerte Wälder auf der Vulkaninsel in den langen, kalten Wintermonaten ein wärmendes Feuer unterhalten. Die brauchbaren Weideflächen waren begrenzt und die wachsende Bevölkerung wurde im Laufe der Zeit immer schwieriger zu ernähren. Wie auch heute waren vor 1.000 Jahren große Teile Islands von steinigen Wüsten und ausgedehnten Gletschern bedeckt. Nur in wenigen Teilen Islands fand man fruchtbaren Boden, der für die Landwirtschaft genutzt werden konnte. In den Seen, Flüssen und Bächen gab es zwar reiche Fischgründe, doch konnten diese für die Ernährung großer Familien herhalten? So sehnte sich jede Generation nach einem eigenen Land, irgendwo in der Ferne hinter dem Meer.

In diesen kargen und menschenfeindlich wirkenden Vulkanlandschaften entstanden die Sagas, die von Stolz und Ehre, Trotz und Hass zwischen Familien und Sippen erzählen. Stellenweise handeln sie zwar auch von dem Phantasiereich der Helden und Götter. Überwiegend berichten die Isländersagas jedoch von zwischenmenschlichen Konflikten und ihren Lösungen, oder aber auch von folgenschweren Auseinandersetzungen zwischen Familien. Diese Streitigkeiten wurden oftmals auch in den frühen Gerichtsstätten, den “Things”, verhandelt. Ein Thing gab es in allen Landesbezirken. Doch zu dem alljährlichen Althing in Thingvellir kamen die Menschen ein Mal im Jahr von weit hergezogen, um Recht zu sprechen und manchmal auch Todesurteile zu fällen. Bei diesem frühen Schwurgericht der freien Männer hatte das Urteil des Volkes mehr Gewicht als das des Königs.

Bei einem solchen Thing wurde auch einer der bekanntesten Wikinger, Erik der Rote, im Jahre 982 wegen eines im Streit verübten Totschlags verurteilt. Er wurde geächtet und für drei Jahre aus dem Land verwiesen. Erik der Rote segelte über das Meer nach Westen, denn andere vom Kurs abgekommene Wikinger hatten bereits in Jahren vorher berichtet, dort weit draußen im Ozean auf Land gestoßen zu sein. In diesen drei Jahren der Verbannung lernte Erik der Rote die schwierigen Lebensbedingungen, aber auch die Vorzüge im fernen Grönland kennen. Das Weltklima soll vor 1.000 Jahres etwas wärmer gewesen sein als heute. Somit war die südliche Spitze Grönlands wohl von ausgedehnten Weisen bedeckt. Grüne und fruchtbare Weideflächen gibt es in diesen Regionen auch heute noch in einem für Grönland beachtlichen Ausmaß. Die Beliebtheit Erik des Roten und die Verlockung auf ein eigenes fruchtbares Stück Land zeigt sich daran, dass nach seiner Rückkehr aus der Verbannung 25 Auswandererschiffe aus Island folgten. Bei der weiten Fahrt über 2.000 Kilometer gingen jedoch elf Schiffe in der stürmischen See unter oder kehrten um.

Fortsetzung: Die Wikinger auf Grönland und in Amerika



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