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Geologie von Island

Diese Einführung in die regionale Geologie Islands besteht aus zwei Teilen. Nachfolgend werden zunächst endogene Prozesse erläutert, also Vorgänge im Erdinneren, die zur Entstehung der Insel beitragen. Im zweiten Teil beleuchten wir exogene Prozesse an der Erdoberfläche, die für die Abtragung des Landes verantwortlich sind.

Geologische Zeitrechnung in Island

Glaubt man der Nordischen Mythologie, dann lebt in den Meeren die weltumschlingende Miðgarð-Schlange. Es heißt, der Rücken des Ungeheuers rage nur an einem Ort der Erde aus dem Wasser. Dort wurde die Insel Island aus Feuer geboren.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Insel Island eine relativ junge Landmasse und steckt geologisch gesehen noch in den Kinderschuhen. Vor nicht mehr als 20 Mio. Jahren stieg die Insel aufgrund vulkanischer Aktivität auf dem Ozeanboden des Atlantiks aus dem Wasser empor. Da sich der Nordatlantik erst vor etwa 60 Mio. Jahren begann zu öffnen, stammen alle in Island auf natürliche Weise vorkommenden Gesteine aus dem Quartär und späten Tertiär.

Neben den in Kapitel 1 dargestellten erdgeschichtlichen Epochen und Perioden unterscheidet man in Island noch weitere Zeiteinheiten. die mit dem Auseinanderdriften der Kontinentalplatten eng verknüpft sind. Die geologische Entwicklung der Insel kann grob in vier Abschnitte gegliedert werden.

Der älteste Abschnitt umfasst die Zeit des Tertiär. Aus dieser Zeit stammen weite Teile der Ost- und Westfjorde, die aus Flutbasalten gebildet wurden. Daher nennt man dieses Zeitalter auch die Tertiäre Basaltformation. Die nächste Epoche begann mit dem Auftreten der ersten Tillite vor etwa 3 Millionen Jahren und dauerte bis ins Altpleistozän an. Die Gesteine dieser Zeit befinden sich am Rande der Zentralisländischen Grabens, also der aktiven Vulkanzone, und bestehen in erster Linie aus basaltischer Laven. Sie stammen von Vulkanen, die heute als erloschen gelten. Diese Gesteine bzw. die Epoche Ihres Entstehens wird als Graue Basaltformation bezeichnet.

Der Beginn des Quartär wird vor 1,64 Millionen Jahren angesetzt. Zu dieser Zeit begannen die großen Eisschilde Europa und Nordamerika unter sich zu begraben. Mit dem Auftreten der ersten Palagonitberge vor etwa 700.000 wird der dritte Zeitabschnitt in Island eingeleitet. Die Gesteine dieses Zeitalters befinden sich alle im Bereich der aktiven Vulkanzone. Die Epoche ihrer Entstehung wird als Móbergformation bezeichnet. Der jüngste Zeitabschnitt in der isländischen Geologie ist das Holozän, das mit dem Abschmelzen des letzten Eiszeitgletschers begann. Die Gesteine aus dieser Zeit werden auch häufig als postglazial bezeichnet.

Da sich das Landschaftsbild durch den ständigen Vulkanismus bis in die heutige Zeit regelmäßig verändert, wird in Island gelegentlich bei einer sehr kurzfristigen Betrachtung auch in historische und prähistorische Zeit unterschieden. Gesteine aus historischer Zeit sind demnach also nicht älter als 1.100 bis 1.200 Jahre.

Islands Geologie
Abbildung: Hauptgesteinsformationen

Divergierende Lithosphäre

Der Nordatlantik begann sich am Ende der Kreidezeit bzw. im frühen Tertiär, also vor etwa 60 Millionen Jahren, in Ost-West-Richtung zu öffnen. Dabei wurde an seiner Riftzone, dem Mittelatlantischen Rücken, immer wieder neuer basaltischer Ozeanboden geschaffen. Seitdem wandern die Kontinentalplatten von Nordamerika und Eurasien im Durchschnitt um etwa zwei Zentimeter pro Jahr auseinander, wobei die Basaltfluten zur Mitte des Atlantiks immer jünger, und zu seinen Rändern hin immer älter werden.

Reykjanes Rücken
Im Westen der Reykjanes-Halbinsel geht der
Mittelatlantische Rücken an Land

Island liegt genau auf dem so genannten Mittelatlantischen Rücken. Es verdankt seine Existenz aber nicht nur der Spreizung des Ozeanbodens (Seafloor-Spreading), sondern noch dem weiteren wichtigen Phänomen eines so genannten Hot Spots. Dies ist eine besonders heiße Stelle im Erdinneren, die bewirkt, dass die Konvektionsströmungen im oberen Mantel beschleunigt werden, was zur Folge hat, dass extrem viel heißes Material in Richtung Erdoberfläche befördert wird. Das Zusammenwirken des Seafloor-Spreading und des Hot-Spots ist die beste Voraussetzung an der Erdoberfläche mächtige Vulkanbauten entstehen zu lassen.

Das Fundament für die Nordatlantikinsel entstand vor ca. 25 Mio. Jahren, doch erst vor etwa 16-20 Mio. Jahren stieg Island als Teil des Mittelatlantischen Rückens aus dem Meer auf. Durch das weitere Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und Eurasischen Platte wurde - und wird - immer mehr Magma an die Oberfläche befördert, und tritt in Form von Lava an dem so genannten Zentralisländischen Graben als ein Teil des Mittelatlantischen Rückens aus der Erdkruste hervor. Die Ost- und Westküste Island entfernen sich im Laufe der Zeit durch das Auseinanderdriften im Durchschnitt um ca. zwei Zentimeter pro Jahr. Auf diese Weise wird die Insel immer weiter in „die Länge gezogen”. Dieser Zentralisländische Graben zieht sich in Südwest-Nordost-Richtung quer durch Island.

Dementsprechend sind die Landmassen Islands im äußersten Osten und Westen am ältesten. Deren Gesteine stammen vorwiegend aus dem jüngeren Tertiär und frühen Pleistozän, während Gesteine innerhalb der aktiven Vulkanzone jüngeren Datums sind. Die ältesten tertiären Steine wurden in den Westfjorden gefunden und sind vorwiegend basaltisch. Ihr Alter beträgt etwa 14 Mio. Jahre.

Isländischer Vulkanismus

In Island findet man die unterschiedlichsten Arten von aktiven Vulkanen. Als aktiver Vulkan wird auf Island jeder Feuerberg definiert, der nach der letzten Eiszeit, also im Holozän, mindestens ein Mal eruptierte. Diese liegen alle in der aktiven Vulkanzone, die die Insel in Südwest-Nordost-Richtung durchzieht.

Vulkane

Nachfolgend werden die wichtigsten Vulkantypen kurz vorgestellt. Auf einer separaten Seite finden Sie einen Überblick über Vulkanausbrüche in Island in historischer Zeit.

Spaltenvulkane

Vulkanspalte
Vulkanspalte nördlich der Krafla

Aufgrund der Lage an einer divergierenden Plattengrenze finden sich auf Island zahlreiche Spaltenvulkane. Diese Spalten brechen in der Regel nur ein Mal aus, wobei sich die Eruption nach einiger Zeit häufig auf einen oder wenige Schlote konzentriert. Eine weitere Eruption entlang einer versetzten, neuen Spalte ist aber durchaus mglich. Ein Beispiel hierfür ist der Ausbruch auf den Westmänner-Inseln im Jahre 1973, als eine 1,6 km lange Spalte aufriss, deren Eruption sich aber nach einigen Tagen zu nur noch einem Schlot bündelte. An dieser Stelle entstand der heutige Schlackenkegel Eldfell. Die größte Vulkanspalte Islands ist die "Feuerschlucht" Eldgjá. Sie entstand vermutlich im Jahre 934 und gilt als eine der größten Eruptionen in historischer Zeit, bei der über 9.000 m³ Lava ausflossen und sich auf einer Fläche von schätzungsweise 900 km² verteilte (das heutige Eldhraun). Diese Zahlen gelten bis heute als nicht gesichert, da ein Großteil des damaligen Auswurfmaterials von der späteren Laki-Eruption überdeckt wurden.

Die als "Laki-Feuer" in die Geschichte eingegangenen Eruptionen in den Jahren 1783/84 gelten als die ergiebigsten Vulkanausbrüche in historischer Zeit. Bei den Eruptionen, die am 8. Juni 1783 begannen, waren in den danach folgenden Monaten bis zu über 100 Krater teilweise gleichzeitig aktiv, aus denen rund 12,5 km³ Lava ausflossen. Eine gigantische Masse, die unsere Vorstellungskraft übersteigt. Zum Vergleich: Mit dieser Menge flüssigen Gesteins könnte man ganz Manhatten bis zur halben Höhe des Empire State Buildings aufschütten! Zu den Lavamassen kamen noch Unmengen an Lockerprodukten (Pyroklatite) und vorallem Gase hinzu, hauptsächlich Chlor- und Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid und Kohlendioxid. Dies wirkte ich auch auf die Gesundheit der Menschen und Tiere aus. Die Asche und Gase breiteten sich in kurzer Zeit über die gesamte Nordhalbkugel aus und verursachten damit ein etwas kälteres Klima. Vor allem der Winter 1783/84 war außergewöhnlich kalt. In Island hatte der Vulkanausbruch extreme Auswirkungen auf Menschen und Tiere. Weite Flächen des fruchtbaren Südlandes wurden für die Landwirtschaft unbrauchbar. Tausende von Pferden, Rindern und Schafen verendeten. Rund 10.000 Isländer - damals ein Fünftel der Bevölkerung - verhungerten. Nach heutigen Schätzungen könnten damals aber auch in Frankreich und England weitere 16.000 beziehungsweise 20.000 Menschen an den eingetretenen Luftverschmutzungen und extremen Temperaturen zusätzlich gestorben sein. Im Jahr 1783 und im Winter 1783/84 war die Sterblichkeitsrate allein in diesen beiden Ländern um etwa 25 Prozent erhöht, wie damalige Berichte angaben. Aus anderen europäischen Ländern liegen keine Aufzeichnungen vor.

Ein Spaltenvulkan, der in holozäner Zeit häufig ausgebrochen ist, ist die Hekla im Süden Islands. Durch die sich wiederholenden Eruptionen hat sich inzwischen ein großer Vulkanrücken von fast 1.500 Metern Höhe gebildet. Die Hekla entwickelt sich derzeit zu einem Stratovulkan.

Zentralvulkane

Askja
Die Askja Caldera im östlichen Hochland

Neben Spaltenvulkanen sind auch Zentralvulkane in großer Zahl auf Island vertreten. Schildvulkane sind für Island typisch. Die meisten von ihnen befinden sich in der Reykjanes-Langjökull-Vulkanzone, wie beispielsweise Trölladyngja, die Skjaldbreiður oder der Ok. Sie stammen alle aus dem Holozän. Der jüngste Schildvulkan ist auf der Insel Surtsey zu finden.

Zu den isländischen Stratovulkanen zählen der Snæfellsjökull, der Öræfajökull, der Eyjafjallajökull und der Tindfjallajökull. Wie bereits erwähnt, entwickelt sich auch die Hekla zu einem Stratovulkan. Zu den größten Vulkanen Islands zählen auch die Zentralvulkane, die eine Caldera gebildet haben. Eine der bekanntesten Calderen ist die Askja. Doch auch unter dem drittgrößten Gletscher, dem Hofsjökull, hat man mit Hilfe von Satellitenaufnahmen eine mit Eis gefüllte Caldera entdeckt. Sie ist 750 m tief und 70 km² groß. Der gefürchtetste Vulkan der heutigen Zeit ist die Katla im Süden der Insel. Dieser Zentralvulkan befindet sich unter dem Mýrdalsjökull und ist mit einer Fläche von 110 km² die größte Caldera Islands. Bei seinem letzten Ausbruch im Jahr 1918 verursachte er einen gewaltigen Gletscherlauf, bei dem bis zu 200.000 m³ Wasser pro Sekunde über den Sander flossen - zum Vergleich: der Rhein führt an seiner Mündung 2.330 m³/s, der Amazonas 175.000 m³/s. Seit der Besiedlung Islands war die Katla im Durchschnitt alle 50 Jahre aktiv. Sie gilt unter Vulkanologen somit als "überfällig".

Durch einmalige Eruptionen entstanden auf Island auch Aschenkegel (z.B. Hverfjall am Mývatn) und Maare (z.B. Kerið, Vítí). Zudem stößt man häufig auf Schlackenkegel, bei denen - im Gegensatz zu Aschenkegeln und Maaren - auch Lava gefördert wurde. Beispiele hierfür sind die Krater Rauðakúlur auf der Halbinsel Snæfellsnes und Eldfell auf Heimaey.

Rauðakúlur
Rauðakúlur auf der Halbinsel Snæfellsnes

Eine Besonderheit Islands sind jene Vulkane, die unter dem Gletschereis entstanden sind. Daher trifft man immer wieder auf die interglazialen Palagonitrücken, die durch Spalteneruptionen entstanden und das Gletschereis von unten her schmelzten. Diese Spalten ließen lange Gebirgsrücken entstehen. Ein Beispiel ist das Esja-Massiv bei Reykjavik. Außerdem für Island typisch sind die so genannten Tafelberge, die bei ihrer Eruption das Eis durchbrechen, und auf deren Gipfel sich ein kleiner Krater befindet. Auf diese Weise entstand auch die "Königin der isländischen Berge", die Herðubreið.

Auch in holozäner Zeit waren immer wieder subglaziale Vulkane aktiv. Unter dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, befindet sich das aktivste Vulkangebiet Europas. Durch Eruptionen des Bárðabunga und der Grímsvötn werden immer wieder Gletscherläufe verursacht. Dies war zum letzten Mal im Jahre 1996 der Fall.

Seit der Besiedlung Islands im 9. Jahrhundert fanden auf der Vulkaninsel im Durchschnitt alle fünf Jahre ein Ausbruch statt.

Das Zusammentreffen der Elemente

Grundsätzlich unterscheidet man in Island zwischen Zentralvulkanen, die immer wieder an gleicher Stelle ausbrechen und zwischen Spalten bzw. Spaltenschwärmen. Die Gestalt eines Vulkans ist zudem abhängig von dem Element, auf das die austretende, flüssige Lava trifft. Je nach Schnelligkeit der Abkühlung bilden sich unterschiedliche Lavaformationen. Neben den subaerischen Vulkanausbrüchen gibt es vor allem auf Island aufgrund der geographische Lage die Sonderformen der subglazialen und submarinen Eruptionen.

Submarin entstandene Vulkane

Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert, / Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter. /
Steinberge stürzen, Riesen straucheln, / zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft.

(Die Edda - Völuspá: "Der Seherin Ausspruch")

In den letzten Jahrhunderten dürften sich nördlich und südlich der Hauptinsel Islands bis zu 20 Vulkanausbrüche unter dem Meeresspiegel ereignet haben. Diese Eruptionen ließen neue Inseln entstehen, die aber von der Eruptionskraft des Meeres schnell wieder abgetragen wurden.

Das Zusammentreffen der heißen Lava mit dem kalten Meerwasser führt zu heftigen Explosionen, bei denen die so genannte Pillow-Lava bzw. Kissenlava entsteht. Diese Laven bilden das Fundament für die neuen Inseln. Wirkliche Lavaströme fließen erst, wenn das Meerwasser keinen Zugang mehr zu der Gesteinsschmelze findet.

Das gesamte Archipel der Westmänner-Inseln ist in holozäner Zeit durch Submarine Vulkanausbrüche entstanden Am besten dokumentiert wurde die Entstehung der Insel Surtsey in den 1960er Jahren. Sie ist die südlichste Insel im Westmänner-Archipel und damit auch die südlichste Landmasse Islands. Am Morgen des 14. November 1963 nahmen Fischer einen schwefligen Geruch war und wurden kurz darauf Zeugen einer Eruption, die in 130 Metern unter der Wasseroberfläche begann und im Laufe der Jahre eine über 2,1 km² große Insel entstehen ließ. Diese neue Insel wurde nach dem Feuerriesen Surtur benannt, der nach Aussage der Edda von Süden kommend die Welt in Brand steckt. Surtsey wird seit ihrer Entstehung von Geologen und Biologen beobachtet. Inzwischen ist auch geklärt, warum sich so schnell Pflanzen auf diesem lebensfeindlichen Stück Erde ansiedeln konnten. Die Vögel, die hier nisten brachten in ihrem Gefieder Samen auf die Insel, die dann in den nährstoffreiche Kot der Vögel fiel und die Pflanzen gut gedeihen ließ. Das Betreten der Insel ist bis heute nur Wissenschaftlern erlaubt.

Subglazial entstandene Vulkane
Herðubreid
Der Tafelberg Herðubreið

Auch bei subglazialen Eruptionen bilden sich zunächst Pillow-Laven, da die Schmelze wie bei submarinen Ausbrüchen durch den Kontakt mit dem geschmolzenen Gletschereis schnell abkühlt. An der Gletscheroberfläche bilden sich zur gleichen Zeit Einsenkungen mit gewaltigen Gletscherspalten. Gelegentlich kann es aufgrund des geschmolzenen Eises zu Gletscherläufen kommen, bei denen das Schmelzwasser den Gletscher leicht anhebt und subglazial abläuft. So auch beim Ausbruch des Bárðabunga unter dem Vatnajökull im Herbst 1996. Im Sandergebiet südlich des Vatnajökull, wo normalerweise ein kleines Rinnsal plätschert, hatte der Gletscherlauf mit 45.000 m³/s am 6. November 1996 seine maximale Wasserführung erreicht. Die für Island wichtige Ringstraße wurde völlig zerstört. Gletscherläufe ereignen sich in Island auch regelmäßig beim Ausbruch der Katla unter dem Mýrdalsjökull. Dies war zuletzt im Jahre 1918 der Fall.

Aufgrund des hohen Drucks im unteren Bereich können die in der Lava eingeschlossenen Gase nicht entweichen. Wie bei submarinen Eruptionen bilden sich auch hier Pillow-Laven. Bei fortsetzender Tätigkeit des Vulkans nimmt der Wasserdruck über dem Krater ab und es kommt zu heftigen Explosionen. Endet die Tätigkeit noch bevor der Vulkan über die Schmelzwasseroberfläche ragt, bilden sich Kegel aus Palagonit bzw. bei Spalteneruptionen aus ganze Palagonitrücken. Der vielleicht bekannteste ist das Massiv der Esja gegenüber von Reykjavik. Wächst der Krater oder die Spalte über die Wasseroberfläche beginnt Lava zu laufen. Die bekanntesten Vulkanformen auf Island, die dieses Stadium erreichen sind die sehr schön geformten Tafelberge, wie beispielsweise die Herðubreið oder Bláfell am Mývatn. Tafelberge haben meistens eine leicht elliptische Form, da die Eruptionen wahrscheinlich entlang einer Spalte begann, sich aber im Verlauf des Ausbruchs auf nur noch einen Schlot konzentrierte.

Anhand der Palagonit-Vulkane und Tafelvulkane kann man heute sehr gut die Mächtigkeit der Eismassen während der Kaltzeiten ablesen. Die Höhe der Palagonitrücken weisen auf die Mindestmächtigkeit der Eispanzer hin, während man an Tafelbergen die maximale Dicke ablesen kann.

Weitere vulkanische Erscheinungformen

Heiße Quellen sind auf Island in fast jedem Landesteil zu finden. In den Regionen der West- und Ostfjorde, also außerhalb der aktiven Vulkanzone, ist ihr Vorkommen jedoch eher spärlich.

Ganz anders verhält es sich im Bereich der Grauen Basaltformationen und insbesondre der Móbergformationen. Entlang dieser Zonen befinden sich nicht nur heiße Quellen, sondern auch zahlreiche Felder mit Solfataren und Fumarolen. Am besten bekannt und für Touristen leicht erreichbar sind solche wie Krýsuvík, Hveravellir und die Solfaraten im Kerlingarfjöll sowie im Gebiet des Zentralvulkans Kafla am Mývatn.

Dort, wo heiße Quellen, Solfataren oder Fumarolen mit dem Eis der Inlandgletscher in Berührung kommen, haben die Temperaturunterschiede der Elemente Höhlen geschaffen. Solche findet man auf Island beispielsweise im Kverkfjöll-Massiv an der Nordkante des Vatnajökull oder direkt an den Kratern des Vulkansbaus der Grímsvötn.

Der Große Geysir

Robert Bunsen
Robert Wilhelm Bunsen
(1811-1899)

Geysire haben unter den heißen Quellen eine besondere Eigenschaft. Sie stoßen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Wasser- und Dampf in die Höhe, weshalb Geysir auch als Springquellen bezeichenet werden. Auf Island befindet sich neben anderen Springquellen der Geysir, der allen anderen seiner Art weltweit seinen Namen gab. "Geysir" bedeutet übersetzt soviel wie "schnell hervorsprudeln".

Der deutsche Chemiker Prof. Robert Wilhelm Bunsen - seinerzeit Wissenschaftler an der Universität Marburg - reiste 1846 eigens nach Island, um die bekannte Springquelle mit dem Namen Geysir zu untersuchen. Ihm gelangen die ersten nahezu vollständigen Erklärungen über dessen Eruptionen. Diese spektakulären Ausbrüche entstehen, wenn das weit über 100°C heiße Wasser im Geysirschacht durch eine plötzliche Druckentlastung schlagartig anfängt zu sieden und der nach oben strebende Dampf die darüberliegende Wassersäule in die Höhe reißt.

Der Große Geysir bildet ein rundes Becken mit 14 Metern Durchmesser, das bis zum Rand mit dampfendem, blauen Wasser gefüllt ist - eingesenkt in einen flachen Kegel aus Kieselsinter, der sich wenige Meter über die Ebene erhebt. Aus historischen Berichten weiß man, dass Geysir schon 1294 aktiv war. Wahrscheinlich begannen seine Ausbrüche auch zu dieser Zeit - hervorgerufen durch ein großes Erdbeben. Bunsen hat die Temperaturen im Geysirschacht mit Lot und Thermometer gemessen und ermittelte zum Zeitpunkt kurz vor einer Eruption folgende Werte:

Tiefe (m) Temperatur (°C)
2,05 85,2
7,25 106,4
12,15 120,4
15 123,0
22 127,5
Tabelle: Temperaturen im Geysirschacht

Das Wasser im Schacht zeigt alkalische Reaktion (pH = 8) und enthält gelöste Bestandteile. Jedoch muss sich seine Beschaffenheit im Laufe der Zeit öfters geändert haben. Dies erkennt man an den unterschiedlichen Ablagerungen um das Geysirbecken.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte Geysir seine Tätigkeit ein. Auch wenn man in den 1960er und 1970er Jahren (zu besonderen Anlässen auch noch in den 1980er Jahren) versuchte, ihn mit Hilfe von Kernseife, die die Oberflächenspannung senkt, zum Leben zu erwecken. Die erhofften Ausbrüche von Geysir, bei denen Wasser und der Dampf bis zu 70 Meter in die Höhe geschleudert werden, blieben jedoch oftmals aus.

Je nach seismischen Veränderungen nimmt die Intensität der heißen Quellen manchmal zu oder ab. Nach einem schweren Erdbeben im Juni 2000 zeigte der Geysir üebr einige Monate hinweg wieder stärkere Aktivität. Gelegentlich schleuderte er Wasser und Dampf bis zu 30 Meter in die Höhe. Wesentlich zuverlässiger ist seiner kleiner Nachbar, der Strokkur. Er bricht etwa alle 10 bis 15 Minuten aus und ist die wohl bekannteste Touristenattraktion Islands.

Erdbeben

Naturgemäß finden Erdbeben insbesondere an den Grenzen der Kontinentalplatten statt, so auch auf Island. An divergierenden Platten erreichen die Erdstöße aber in der Regel nicht so hohe Magnitudenwerte wie in Subduktionszonen.

In Island werden Erdbeben regelmäßig an den verschiedensten Orten registriert. Die Epizentren von Erdbeben mit einer Stärke von über 5 auf der Richterskala befinden sich aber fast ausnahmslos im Bereich der aktiven Vulkanzone, also entlang des Zentralisländischen Grabens. Besonders in Südisland ist eine Häufung stärkerer Beben zu beobachten. ur wenige Male pro Jahrhundert findet dort ein schwereres „Südlandbeben” statt, dessen Magnitudenwerte meist zwischen 6 und 7 liegt. Die letzten Südlandbeben fanden im Juni 2000 mit einem Wert von 6,7 und im Mai 2008 mit 6,1 auf der Richterskala statt.



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